Neben dem Gebet ist das Fasten einer der wichtigsten Inhalte im Leben eines jeden Christen. Fasten ist bekanntlich die Abstinenz von Lebensmitteln tierischer Herkunft und übermäßigem Essen und Trinken. Die Essenz des Fastens liegt jedoch nicht darin keine Lebensmittel tierischer Herkunft zu essen. Das wichtigste Merkmal des Fastens ist, auf böse und schlechte Taten zu verzichten, gute Taten zu verrichten und sich in Tugend, Vergebung, Bescheidenheit und Demut zu üben, um alle körperlichen Leidenschaften einzudämmen, die das geistige Leben eines jeden Christen zerstören. Fasten ist also nicht nur körperliche Abstinenz, sondern auch geistige. Die Kirche schreibt vier Fastenzeiten pro Jahr vor: Die Große Fastenzeit und die Karwoche, Apostelfasten, Muttergottesfasten und die Weihnachtsfastenzeit. Diese Fastenzeiten werden als mehrtägige Fastenzeiten bezeichnet. Die eintägigen Fastentage finden jeden Mittwoch und Freitag statt, außer in den fastenfreien Zeiten (die im Kalender abgedruckt sind) und: Kreuztag vor Theophanie (18. Januar), Enthauptung Johannes‘ des Täufers (11. September) und Allgemeine Erhöhung des kostbaren und lebensspendenden Kreuzes (27. September). An diesen Tagen werden Lebensmittel tierischer Herkunft nicht gegessen, d.h. kein Fleisch, kein Schmalz, kein Fisch, keine Milchprodukte, keine Eier, usw. Es werden also vegane Speisen konsumiert, die mit Speiseöl zubereitet sind. Das Fasten kann mit dem Segen des zuständigen Pfarrers etwas strenger sein, dieses Fasten wird Fasten "auf dem Wasser" genannt, d.h. ohne den Verzehr von Öl. Alles, was aus pflanzlichen Lebensmitteln zubereitet wird, wird "auf Wasser" zubereitet (gekochte Bohnen, Kartoffeln, Karotten, Erbsen usw.) und wird nicht mit Öl angebraten. An Karfreitag wird am strengsten gefastet, d.h. "auf Wasser".
Folgendes ist zu erwähnen: Fällt der Tag der Feier des Schutzpatrons (serbisch: Slava) im Zeitraum der mehr- oder eintägigen Fastenzeiten, also auch mittwochs oder freitags, so müssen Speisen vegan zubereitet werden, wobei in den meisten Fällen auch Fisch gegessen werden darf. Das gleiche gilt auch für Trauerfeiern, egal ob in dem Haus gefastet wird oder nicht. Einige Gläubige fasten nur in der ersten und letzten Fastenwoche und glauben, dass dies genug ist. Dies stellt das gleiche dar, wie eine Brücke über einen Fluss zu bauen, jedoch nur auf den beiden Seiten des Ufers zu bauen und die Mitte unbebaut zu lassen.